Meins-Aufreger: Alexa? Ohne mich!

Von Generation WOW30.03.2019

Welche absurden Trends liegen gerade in der Luft? Was ist Top, was Flop für uns Frauen 50 Plus? Im Meins-Aufreger bringt Autorin Angi Brinkmann brisante Themen auf den Punkt. 

Ich habe keinen Thermomix, keinen Staubsaugerroboter und keine Alexa. Ich koche mit Töpfen, schiebe meinen Staubsauger zu Fuß durch die Zimmer und entscheide selbstständig, ob ich die Düse auf Teppich- oder Parkett-Modus einstelle. Wenn es duster wird, tippe ich ganz einfach auf den Lichtschalter, und vorm Einkaufen schaue ich in den Kühlschrank, was ich brauche.

Brauche ich eine Elektrik-Trulla zum Glücklichsein?

Ich bin vom Aussterben bedroht… Die Werbung suggeriert mir, eine Exotin zu sein inmitten dieser neuen, komplett elektrischen Welt, in der es modern ist, „Alexaaa“ zu rufen. Längst fühle ich mich wie eine Außerirdische unter all den Beknallten, die Frauennamen durch ihre Wohnung rufen, wenn sie den Wetterbericht brauchen. Ehe ich die Frage formuliert habe, bin ich doch dreimal zum Fenster gelaufen. Oder ich höre Radio. Die Werbung stilisiert uns Lebenstüchtige zu verrückten Alten. Und das Allerschlimmste: Heißt das alles nicht, dass ich als Mensch heute nicht mehr gut genug bin? Brauche ich wirklich eine Elektrik-Trulla zum Glücklichsein? Blödsinn!

Apropos: Verblöden – das werden wir. Wer die einfachsten Handgriffe nicht mehr selbst verrichtet und nicht mehr eigenständig denkt, lässt sein Gehirn vertrocknen. Vor ein paar Jahren noch war Gehirn-Jogging allerorts das Thema. Heute gilt es als fortschrittlich, Roboter entscheiden zu lassen. Es ist doch lächerlich, eine App die Wurst in meinem Kühlschrank zählen zu lassen. Ich hätte permanent das Gefühl, unter Beobachtung zu stehen. Ich möchte auch nicht dauernd online sein. Das fühlt sich für mich an, wie in einem riesigen Aquarium zu schwimmen. Jeder kann mich sehen und entscheiden, wann er Futter reinwirft. Horror!

Lieber hätte ich einen Alex…

Warum nutzen wir unseren Geist nicht, um wirklich sinnvolle Lebensbegleiter zu erfinden? Zum Beispiel einen flotten Alex: einen Sport-Roboter, gut aussehend und charmant. Dem gebe ich dreimal die Woche an der Haustür meinen Körper zum Trainieren mit, während mein Köpfchen zu Hause bleibt und telefoniert. Danach wird mir mein sexy Body zurückgebracht, und ich säusle: „Danke, Alex, und jetzt mach das Licht aus.“

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